Rosmarie Quadranti: «Am meisten berührt hat mich der Tod meines Mannes»

EXIT kann sich auf ein namhaftes Patronatskomitee mit bekannten Persönlichkeiten stützen, die öffentlich für das Selbstbestimmungsrecht der Menschen einstehen. Wir stellen in loser Folge die Sicht von Komitee-Mitgliedern zu wichtigen Fragen rund um das Lebensende vor.

Rosmarie Quadranti, was wird für Sie beim Älterwerden wichtiger, was weniger wichtig?
Arbeiten zu können ist für mich nach wie vor wichtig. Ich habe erst kürzlich den Weg in die Selbständigkeit gewählt und will das noch lange auskosten. Etwas bewegen und bewirken zu können ist mir wichtig, vielleicht sogar wichtiger als früher. Ich könnte auch sagen: Das was ich mache, soll Sinn machen, anderen etwas bringen. Sicher noch bedeutender geworden ist das Zusammensein mit meiner Familie. Die Sonntagabende sind noch wesentlicher geworden. Am Sonntag essen bei mir meine Mutter, eine meiner Schwestern und meine Kinder, sofern sie Zeit haben. Zusammengefasst ist für mich das «Geniessen können» wichtiger geworden. Weniger wichtig ist mir geworden, an jedem Anlass dabei zu sein. Vielmehr geniesse ich es, zu Hause zu sein, Zeit für mich und für Spaziergänge mit meinen Hunden zu haben.

Wann und wie sind Sie zum ersten Mal mit Sterben und Tod konfrontiert worden?
Nun, mein Leben war und wird – wie wohl das der meisten Menschen - von der Konfrontation mit dem Tod begleitet. Als Kind habe ich die Totgeburt in naher Verwandtschaft mitbekommen. In der Primarschule als eine Klassenkameradin an Krebs erkrankte und starb. Später dann der viel zu frühe Tod von Freunden und Bekannten. Der Tod der Urgrossmutter, der Grosseltern. Der Tod war also immer ein Begleiter meines Lebens. Ich beantworte deshalb nicht, wann ich zum ersten Mal mit Sterben und Tod konfrontiert wurde, sondern welcher Tod mich am meisten getroffen hat. Am meisten berührt haben mich das Sterben und der Tod meines Mannes Bruno im Jahr 2016. Sein zweijähriger Kampf gegen einen unheilbaren Krebs hat mich tief bewegt und mir ins Bewusstsein gebracht, was ich unter würdigem Sterben verstehe. Gerade bei diesem Sterben habe ich hautnah miterlebt, wie überfordert, ohnmächtig und machtlos man ist.

Wie hat sich Ihre Einstellung zu Sterben und Tod im Laufe Ihres Lebens verändert?
Je älter ich werde, desto näher kommt der eigene Tod. Je älter ich werde, desto mehr sterben Bekannte und Freunde. Und nach dem Tod meines Mannes, mit dem ich 33 Jahre verheiratet war, ist mir bewusst geworden, dass eben auch Sterben und Tod Teil des Lebens sind. Der Tod verliert aus meiner Sicht etwas von seiner Bedrohlichkeit, auch wenn ich mir wünsche, noch lange gesund leben zu dürfen.

Was heisst für Sie Sterben in Würde?
Der Tod von Bruno hat es mir eindrücklich vor Augen geführt: Ein würdevolles Sterben bedeutet für mich, über meinen Zustand aufgeklärt zu werden und dass überprüft wird, ob ich verstanden habe. In dieser Hinsicht waren mein Mann und ich oft überfordert. Wir lebten wie in einer anderen Welt. Viele Informationen haben wir gar nicht richtig aufgenommen. Deshalb ist mir die Kontrolle, dass ich begriffen habe, wie es um mich steht, wichtig.
Würdevolles Sterben bedeutet auch, dass nur medizinische Massnahmen getroffen werden, welche ein Weiterleben in Würde ermöglichen. Ein Sterben in Würde heisst für mich deshalb vor allem, dass die Selbstbestimmung im Sterben und beim Tod einen hohen Stellenwert hat. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich Mitglied bei EXIT wurde und dabeigeblieben bin.

Rosmarie Quadranti, 63, selbständige Beraterin im Bildungsbereich und Rekruting von Kaderstellen, von 2011-2019 für die BDP im Nationalrat und 4 Jahre Fraktionspräsidentin.

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