Ärztliche Sterbehilfe in Kalifornien legalisiert

Über die Frage, ob Ärzte Patienten beim Sterben helfen dürfen, wird in Kalifornien seit Jahren heftig diskutiert. Nun hat Gouverneur Jerry Brown im bevölkerungsreichsten US-Staat das entsprechende Gesetz am 5. Oktober 2015 unterzeichnet.

Sterbehilfe ist in den USA ein äusserst umstrittenes Thema. Nur in Oregon, Washington, Montana und Vermont war die ärztliche Sterbehilfe bis jetzt, unter strengen Voraussetzungen, erlaubt. Als erster Staat führte Oregon im Jahr 1997 die ärztliche Sterbehilfe ein. Das in Kalifornien neu verabschiedete Gesetz lehnt sich eng an dasjenige in Oregon an. Es besagt, dass Ärzte todkranke Menschen beim Suizid unterstützen dürfen, indem sie ihnen ein Mittel zur Selbsttötung beschaffen. Zuvor müssen zwei Ärzte der Überzeugung sein, dass der Patient urteilsfähig ist und nur noch höchstens sechs Monate zu leben hat.

Die Debatte erhielt vor einem Jahr durch den Fall von Brittany Maynard neuen Auftrieb. Die 29-jährige Frau aus San Franciso war an einem unheilbaren Hirntumor erkrankt. Sie setzte sich in verschiedenen Medienbeiträgen dafür ein, dass die Bürger in Kalifornien die Freiheit erhalten sollten, selbst über ihr Leben und ihren Tod zu entscheiden. Maynard musste nach Oregon ziehen, um im vergangenen November mit ärztlicher Sterbehilfe ihrem Leiden ein Ende setzen zu können.

Nach Maynards Tod hatte die California Medical Association im darauffolgenden Mai ihre Ablehnung der ärztlichen Sterbehilfe revidiert und eine neue Position eingenommen: die Entscheidung sei Angelegenheit der betroffenen Ärzte und Patienten. Der verabschiedete kalifornische Gesetzesvorschlag war noch im Juli im Senat ausgesetzt worden, weil säkulare und religiöse Vertreter, u.a. die römisch-katholische Kirche, vehement dagegen lobbyiert hatten. Lange war auch unklar, ob Gouverneur Brown – Mitglied der Demokraten und ehemaliger Schüler einer Jesuitenschule – das Gesetz unterzeichnen würde, nachdem der Senat Kaliforniens Mitte September die entsprechende Vorlage mit 23 zu 14 Stimmen angenommen hatte.

Der Kampf von Brittany Maynard hat sich somit ausgezahlt. Die Entscheidung für die ärztliche Sterbehilfe in Kalifornien bedeutet ein wichtiger Sieg für die Befürworter und wird der Debatte weiteren Aufwind verleihen. In zahlreichen anderen Gliedstaaten sowie Washington D.C. wird derzeit über entsprechende Gesetzesvorlagen diskutiert. Und laut einer Umfrage des Gallup-Instituts vom Mai befürworten mittlerweile 68 Prozent der Amerikaner ärztliche Sterbehilfe; vor zwei Jahren waren es erst 51 Prozent.

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