Hans Küng: Kampf gegen Dogmen und für Sterbehilfe

Sein Leben lang hat sich Hans Küng für Reformen in der katholischen Kirche und für eine Versöhnung der Weltreligionen eingesetzt. Auch hat der katholische Theologe dafür plädiert, dass jeder Mensch selbst über sein Ableben entscheiden dürfe. Hans Küng ist nun im Alter von 93 Jahren verstorben.

Der 1928 im luzernischen Sursee geborene Hans Küng war einer der bekanntesten katholischen Theologen und Friedensstifter. Zeitlebens hinterfragte er die althergebrachten und erstarrten Strukturen innerhalb der katholischen Kirche. So engagierte er sich unter anderem schon in den 70er-Jahren für die Abschaffung des Zölibats und die Zulassung von Frauen zum Priesteramt - heute zwei hochaktuelle Themen innerhalb der katholischen Kirche. Auch die Liberalisierung der Sterbehilfe war ihm ein wichtiges Anliegen. Im Jahr 1982, dem Gründungsjahr von EXIT, diskutierte und befürwortete er in seinem Buch „Ewig leben?“ die von der Kirche strikt abgelehnte Sterbehilfe für leidende Menschen.

Plädoyer für selbstbestimmtes Sterben
Die Möglichkeit des assistierten Suizids für leidende Menschen unterstützte Hans Küng immer wieder öffentlich. Geprägt hatte ihn in dieser Hinsicht das qualvolle Sterben seines Bruders, der an einem Hirntumor erkrankt war. Später musste Küng mitansehen, wie sein langjähriger deutscher Freund Walter Jens infolge einer Demenzerkrankung im Nichts versank. Jahre zuvor hatten die beiden im Buch "Menschenwürdig sterben" noch gemeinsam für ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben plädiert.

Nachdem Küng erfahren hatte, dass er an Parkinson litt, wurde er 2013 Mitglied bei EXIT. Der trotz allen Widrigkeiten immer noch überzeugte Katholik stand öffentlich zu seiner Mitgliedschaft und machte klar, dass er bei Bedarf selber über Art und Zeitpunkt seines Todes bestimmen werde. In einem seiner letzten Interviews mit der "Schweiz am Sonntag" erklärte er: "Das Leben ist selbstverständlich für jeden glaubenden Menschen eine Gabe Gottes. Aber zugleich ist es der Wille Gottes, dass der Mensch dafür Verantwortung trägt. Diese Verantwortung hört in der letzten Phase des Lebens nicht auf. Es gibt in der Bibel kein Argument dagegen, dass sich jemand unter Umständen selber das Leben nimmt – oder besser gesagt: sein Leben Gott zurückgibt."

Kritischer Geist
Schon in jungen Jahren machte Küng eine beachtliche Karriere. 1960 wurde er, nach seinen Studien der Philosophie und Theologie sowie der Priesterweihe, der jüngste katholische Theologieprofessor an der Universität Tübingen in Deutschland. Zwei Jahre später ernannte ihn Papst Johannes XXIII. - gemeinsam mit Joseph Ratzinger und Karl Rahner - zu einem von nur drei deutschen Beratern auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Doch sein kritischer Geist und sein ständiges Hinterfragen der bestehenden Ordnung führten bald zum Bruch mit dem Vatikan. In zahlreichen Büchern und Schriften forderte er die katholische Kirche immer wieder zum Umdenken auf. Nachdem er 1979 das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes in Frage stellte, wurde ihm seine kirchliche Lehrerlaubnis von der vatikanischen Glaubenskongregation schliesslich lebenslang entzogen. Die Uni Tübingen bot ihm daraufhin einen Posten als fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie an. Nun widmete er sich mit seiner Stiftung "Weltethos" hauptsächlich der ökumenischen Forschung der grossen Weltreligionen. Seine zentrale These: Frieden unter den Völkern und Staaten ist nur dann möglich, wenn sich die Religionen und Konfessionen versöhnen.

Hans Küng ist nun friedlich in seinem Haus in Tübingen eingeschlafen, wie die Stiftung Weltethos mitteilte.

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